Psychiatrisches Krankenhaus Stawropol(Stawropol)

Psychiatrisches Krankenhaus in Stavropol

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ул. Đ›Đ”ĐœĐžĐœĐ°, 441
Stavropol
STA
355038
Russia

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Historischer Ort: Psychiatrisches Krankenhaus Stawropol, Gesamtansicht des HauptgebÀudes 1941

About this place

Das nach Zar Alexander III. benannte Psychiatrische Krankenhaus Stawropol wurde im Jahr 1907 eröffnet. Es war das grĂ¶ĂŸte medizinische Zentrum des Nordkaukasus, in dem jĂ€hrlich ĂŒber 200 Patient:innen von erfahrenen Ärzten behandelt wurden.

1941 befanden sich auf dem GelÀnde des Krankenhauses 67 GebÀude, in denen 13 Therapieabteilungen, aber auch BetriebswerkstÀtten und ein eigener landwirtschaftlicher Betrieb untergebracht waren. Ca. 800 Patienten wurden hier behandelt.

Ab 1942 wurden hier auch Frontsoldaten der Roten Armee mit psychischen Erkrankungen  therapiert. Ein Teil von ihnen wurde noch vor Beginn der Besatzung des Nordkaukasus im Sommer 1942 evakuiert.

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Historischer Ort: Psychiatrisches Krankenhaus Stawropol, Werkstatt der Frauenabteilung im Krankenhaus Stawropol
Werkstatt der Frauenabteilung im Krankenhaus Stawropol, Ende der 1930er-Jahre Quelle: Museumsarchiv des Regionalen Klinischen Psychiatrischen Krankenhauses Nr. 1 Stawropol

In Vorbereitung auf die Mordaktion prĂŒften am 4. August 1942 zwei deutsche MilitĂ€rĂ€rzte die Krankenakten. Sie wurden vom BĂŒrgermeister Stawropols begleitet, den der deutsche MilitĂ€rkommandant eingesetzt hatte. Gemeinsam befahlen sie dem Chefarzt, den Abtransport aller Patienten vorzubereiten. Das betraf auch die Patient:innen in externen Abteilungen wie der Kinderabteilung, in den Kolonien in den Dörfern Oktjabrskoe und Molotschnyj sowie die sich in ambulanter Behandlung befindlichen Patient:innen.

Am nĂ€chsten Tag kamen Angehörige des Einsatzkommandos 12 der Einsatzgruppe D in „großen geschlossenen Fahrzeugen“ in das Psychiatrische Krankenhaus. Die Deutschen trieben je 70–75 Personen in einen Gaswagen. Nachdem alle Patient:innen verladen worden waren, wurden die TĂŒren sofort geschlossen und verriegelt. Ein oder zwei Stunden spĂ€ter kam das Fahrzeug zurĂŒck, um die nĂ€chsten Patienten zu holen. Zwischen dem 5. und 10. August tötete das Einsatzkommando 12 632 Patienten mit dem Gaswagen. Es folgten zwei weitere Mordaktionen an zwölf und 16 Patienten am 22. August und am 20. Oktober 1942.

Insgesamt wurden wĂ€hrend der Besatzung der Stadt 660 Patienten aus dem Psychiatrischen Krankenhaus Stawropol getötet. Die MedikamentenvorrĂ€te des Krankenhauses wurden geplĂŒndert und an deutsche Lazarette in der Stadt verteilt. Vor dem RĂŒckzug der deutschen Truppen wurden die GebĂ€ude des Krankenhauses zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg wurden sie wiederrekonstruiert.

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Historischer Ort: Psychiatrisches Krankenhaus Stawropol, Gesamtansicht des HauptgebÀudes 1941
Gesamtansicht des HauptgebĂ€udes des Psychiatrischen Krankenhauses Stawropol, 1941 Quelle: A. Dorscht: Kratkij otscherk istorii psichonewrologitscheskoj pomoschtschi w Stawropolskom kraje: K 50-letiju Stawropolskoj psichonewrologitscheskoj bolnitsy 1907–1957 gg. (Kurzer Abriss der Geschichte der neuropsychologischen Hilfe in der Region Stawropol. Zum 50. Jahrestag der GrĂŒndung des Neuropsychologischen Krankenhauses Stawropol 1907–1957). Stawropol 1957, S. 24.

Gedenken

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Historischer Ort: Psychiatrisches Krankenhaus Stawropol, Foto des Denkmals
Das Denkmal auf dem KrankenhausgelÀnde in Stawropol, 2019. Quelle: Museumsarchiv des Regionalen Klinischen Psychiatrischen Krankenhauses Nr. 1 Stawropol

1943, nach der Befreiung der Region, sammelte die regionale Kommission der Sowjetischen Staatlichen Außerordentlichen Kommission Beweise fĂŒr die Mordaktion der Patient:innen des Stawropol Krankenhauses. Es wurden 138 Namen von Opfern in den Akten ermittelt. Außer sowjetischen Akten gibt es keine weitere offiziellen Informationen. Der deutsche Schriftsteller Ernst JĂŒnger  war 1942 im Kaukasus, wo er Zeuge von Mordaktionen wurde, die dort von der Einsatzgruppe D begangen wurden wurde. Aus Stawropol am Kaukasus berichtete er, wie – dem Wunsch der HeeressanitĂ€tsinspektion folgend – „800 Geisteskranke durch den Sicherheitsdienst umgebracht wurden.“

Im Jahr 2010 wurde in Stawropol zur Erinnerung an die im Gaswagen ermordeten Patient:innen des psychiatrische Krankenhauses ein Denkmal errichtet. Es befindet sich auf dem GelĂ€nde des Krankenhauses, da der genaue Ort, an dem die Ermordeten begraben wurden, nicht bekannt ist. Die Inschrift bedeutet ins Deutsche ĂŒbertragen:

„Gesegnete Erinnerung an die 660 Patienten des Psychiatrischen Krankenhauses Stawropol, die im August 1942 grausam in Gaskammern getötet wurden.“

Nachdem die russische Version der Ausstellung „Vergesst uns nicht...“ 2019 in Stawropol gezeigt wurde, sollen nun die Namen aller identifizierten Opfer auf einem zusĂ€tzlichen Gedenkstein als Teil des Denkmals eingraviert werden. Es gibt vor Ort auch ein Krankenhaus Museum, dasdas Schicksal der Patient:innen thematisiert ist. Das Regionale Klinische Psychiatrische Krankenhaus Nr. 1 Stawropol ist ein offizieller Partner des Projekts „Vergesst uns nicht...“

Verantwortlich fĂŒr den Text und die Bildauswahl: Dr. Irina Rebrova

Redaktion: Robert Parzer

Location

Psychiatrisches Krankenhaus

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Historischer Ort: Psychiatrisches Krankenhaus Stawropol, Gesamtansicht des HauptgebÀudes 1941

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