Helene Siwka
Dienstmädchen aus Bad Godesberg (Nordrhein-Westfalen)
geb.
in
Bad Godesberg (Nordrhein-Westfalen)
gest.
in
Grafeneck
Dienstmädchen aus Bad Godesberg (Nordrhein-Westfalen)
geb.
in
Bad Godesberg (Nordrhein-Westfalen)
gest.
in
Grafeneck
Die 24 Jahre alte Frau Helene Siwka aus Godesberg wurde am 21.11.1931 in die Heil- und Pflegeanstalt Bonn eingewiesen. Zuvor war sie als Hausmädchen angestellt, dort habe sie gekündigt - genaueren Hintergründe sind nicht beschrieben. In der Aufnahmeuntersuchung berichtet sie, dass Ihr Vater verstorben ist, die Mutter sei gesund, sie habe vier Geschwister. Sie hat die Volksschule besucht und ist anschließend mit 16 Jahren zweieinhalb Jahre „in Stellung“ gewesen. Das Arbeitsamt habe sie nach ihrer Kündigung „zu Dr. Fischer als Alleinmädchen geschickt“. Dieser habe sie zum Arzt geschickt, weil sie „so wirr redet“
Der aufnehmende Arzt diagnostiziert „Schizophrenie“. „Sie drängt nach Hause, läßt sich aber bestimmen, vorläufig noch hier zu bleiben“. Ein weiterer Verlauf in Bonn ist nicht dokumentiert, am 11.2.1932 wird sie in die Heil- und Pflegeanstalt Andernach verlegt. Dort wird sie als wenig zugänglich und abweisend beschrieben, phasenhaft Erregungszustände. Sie arbeitet im „Roßhaarzimmer“. Am 13.8.1935 wird sie nach Bedburg-Hau verlegt, dort „muß sie geregelt werden“, sie sei laut und öfter unruhig, zerstöre Gegenstände. So lautet auch der zunächst letzte Eintrag im Februar 1940 in Bedburg-Hau. Frau Siwka wird laut den Originalen der Verlegungslisten der Anstalt Bedburg-Hau und Zwiefalten1 am 6.3.1940 nach Zwiefalten deportiert und am 2.4.1940 in Grafeneck ermordet. Trotzdem wird die Krankengeschichte mit Einträgen ab 2.4.1940 weitergeführt.
Die Handschrift der Verlaufseinträge von 1938 bis 1940 bleibt dieselbe, dann wird ein offensichtlich fiktiver weiterer Verlauf mit einer neuen Handschrift und neuem Blatt fortgesetzt – eine andere Handschrift als bei den meisten bisherigen erhaltenen bzw. hier beschriebenen Krankengeschichten der „140 Frauen“, die mit dem Schlusssatz enden „Sammeltransport nach Zwiefalten“:
„2.IV.40 Verlegung in die Landespflegeanstalt Grafeneck.
6.IV. Wird mit Näharbeiten beschäftigt. Interesselos.
11.IV. Grippöser Infekt, bettlägerig. Temperatur 38,4
12.IV. Kreuz- u. Rückenschmerzen, Taubheitsgefühl der unteren Extremitäten. Blasenstörung.
15.IV. Temperatur 39,3. Lähmung der Bein, Blasen- und Mastdarmlähmung
17.IV. Exitus durch die Peritonitis. Dr. Keller“2
Da, wie oben beschrieben, die Krankenakten in Bedburg-Hau bereits Anfang März 1940 abgeholt wurden, bleiben nur die Orte Grafeneck und die T4-Zentrale in Berlin, wo diese Einträge nachträglich gefälscht werden konnten. Dass die Akte bereits im Vorgriff auf die Tötung in Grafeneck in Bedburg-Hau fingiert wurde, ist eher unwahrscheinlich.
Die Frage bleibt offen, weshalb gerade bei Frau Siwka es für notwendig gehalten wurde, einen 16-tägigen „Todesverlauf“ zu fingieren. Möglicherweise gab es Nachfragen seitens ihrer Geschwister.
Im Archiv Zwiefalten ist zu Frau Siwka noch ein Schreiben des Amtsgerichts Oberhausen-Rheinland vom 15.4.1947 zu finden, in dem nachgefragt wird „ob sie noch lebe“, eine Antwort liegt nicht bei.
Bundesarchiv R 179/30062. Krankenakte: 11 Seiten, verschiedene Handschriften.
Bitte helfen Sie uns bei der Vervollständigung der Biografie von 'Helene Siwka'. Wenn Sie mehr wissen, Bild- oder anderes Material haben, würden wir uns sehr freuen, mit Ihnen in Kontakt zu kommen.