Anna Sobotka
Arbeiterin aus Duisburg (Nordrhein-Westfalen)
geb.
in
Duisburg (Nordrhein-Westfalen)
gest.
in
Grafeneck
Arbeiterin aus Duisburg (Nordrhein-Westfalen)
geb.
in
Duisburg (Nordrhein-Westfalen)
gest.
in
Grafeneck
Frau Anna Sobotka wurde 1905 in Duisburg geboren und am 17.11.1936 erstmals in der Rheinischen Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau wegen „Fallsucht“ aufgenommen. Sie war verheiratet und hatte vier Kinder. Ihr Ehemann war ein Jahr zuvor an Lungenentzündung gestorben und zwei Monate vor ihrer Einweisung wurden ihr die Kinder „von Amtswegen“ genommen – im Aufnahmebefund wird zitiert, dass sie nicht wisse, wo sie sind. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war sie bereits entmündigt, Vormund war ihr Vater, der „Arbeiter“ Wilhelm Bargatzki.
Die Einweisung erfolgte bereits einen Monat vor der tatsächlichen Aufnahme in Bedburg-Hau durch eine Ordnungsbehörde: “Wegen der Schwere, Häufigkeit und der Gefährlichkeit der epileptischen Anfälle und wegen Heilversuchs Anstaltspflege erforderlich, Duisburg, den 17.10.1936“, so wird es im Aufnahmebefund zitiert. Festgestellt wird eine verheilte Sterilisationsnarbe.
Biographisch berichtet sie bei der Aufnahme, sie habe die Volksschule bis zum Abschluss der siebten Klasse erfolgreich absolviert, danach sei sie als Fabrikarbeiterin in Duisburg angestellt gewesen. Die Anfälle seien vor 11 Jahren plötzlich aufgetreten, ca. zweimal die Woche, sie verliere das Bewusstsein und könne sich danach an nichts erinnern. Danach habe sie Kopfschmerzen. Sie bekomme die Anfälle nur, wenn sie sich über etwas aufrege. Ihren Haushalt habe sie trotzdem bewältigen können.
Der Krankengeschichte, die sich in den vier Jahren Anstaltsaufenthalt in Bedburg-Hau auf anderthalb Seiten reduziert, sind keinerlei Bemerkungen zu ihren Kindern oder anderen Verwandten zu entnehmen. Pro Jahr sind ca. vier einzeilige Verhaltensbeschreibungen zu finden, wie „unangenehm, gereizt, schimpfend, mürrisch, plötzlich erregt, verdrießlich, nörgelig, umständlich etc.“. Schon zu Beginn ihrer Unterbringung äußert sie Entlassungswünsche: „Lange bleibe ich nicht hier. In 2 bis 3 Tagen gehe ich von selbst“. Auch noch im Jahr 1939 wird dieser Wunsch in der Akte festgehalten.
Frau Sobotka wird am 6.3.1940 nach Zwiefalten deportiert und am 4.4.1940 in Grafeneck ermordet. Ein jugendlicher Sohn von ihr, Helmut, war in einem Kinderheim in Hiltrup bei Münster in Westfalen untergebracht. Er schrieb ihr zwischen 7.5.1940 und 25.4.1941, ein Jahr lang nach ihrer Ermordung, acht liebevolle Briefe in die Pflegeanstalt Zwiefalten – diese befanden sich nicht in der T4-Akte, sondern wurden im Archiv in Zwiefalten gefunden. Erst Mitte 1941 schrieb die Direktion in Zwiefalten an das Kinderheim, dass seine Mutter „in eine uns unbekannte Reichsanstalt verlegt wurde“S1und man solle dem Kind untersagen, weitere Briefe nach Zwiefalten zu senden.
Obwohl diese Verlegungsnotiz als Letztes in der Akte in Bedburg-Hau eingetragen ist, ist ihr Name als Einzige weder in der Verlegungsliste von Bedburg-Hau nach Zwiefalten, noch in der Verlegungsliste von Zwiefalten nach Grafeneck zu finden,2jedoch im Archiv der Gedenkstätte Grafeneck als von Zwiefalten kommend und am 2. oder 4.4.1940 in Grafeneck getötet vermerkt.
Bundesarchiv Berlin, Archivnr.: R/179/16200. Seitenzahl der Krankengeschichte: 7. Schriftart: Aufnahmebefund getippt, Verlauf handschriftlich Sütterlin/Kurrentschrift/Deutsche Schrift wechselnd.
Bitte helfen Sie uns bei der Vervollständigung der Biografie von 'Anna Sobotka'. Wenn Sie mehr wissen, Bild- oder anderes Material haben, würden wir uns sehr freuen, mit Ihnen in Kontakt zu kommen.