Richard Kinauer

Laborant aus Vaasa

geb. in Wien
gest. in Hartheim

Ein Mann mit rechteckigem Gesicht und vollem Haar, breiter Nase blickt in die Nase. Er trägt ein gestreiftes Hemd

Biografie

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Unser Großvater Richard Kinauer wurde am 17.03.1901 in Wien, Österreich, als einziges Kind in der Familie geboren. Seine Eltern waren Peregrin Kinauer, geb. 14.01.1858 und Anna Kinauer, geborene Freundorfer am 09.06.1871.  

Unser Großvater wurde 80 Jahre lang vermisst und mit Hilfe meiner Ahnenforschung wurde er gefunden. Richard war Ende der 1920er Jahre nach Finnland gezogen, lebte damals in Vaasa und war im Boxsport aktiv. Waldhoffs Zellulosefabrik hatte Anfang der 1930er Jahre ein Unternehmen in Käkisalmi errichtet, das damals zu Finnland gehörte. Er hatte eine Partnerin an seiner Seite gefunden und meine Großmutter Kerttu heiratete Richard am 14. November 1931. Drei Kinder wurden der Familie geboren, unsere Mutter Inge-Maj 1933, Karl 1932 und Pirkko Annikki 1937, die jedoch bereits im Alter von wenigen Monaten verstarb. Richard arbeitete in einer Fabrik als Laborant. Das Glück dauerte jedoch nicht lange, als die Familie auseinanderbrach. Richard verlor seine Stelle in Käkisalmi und kehrte in seine Heimat Wien zurück. Dann brach der Zweite Weltkrieg aus und Kerttu ging mit ihren Kindern, begleitet von ihrer Mutter Katri, nach Ostrobothnien nach Isonkyrö.

Die Geschichte führt uns ins Jahr 1934, als Richard krank war und Hilfe für seine psychischen Probleme suchte. Im Februar wurde er in Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof"  in seiner Heimatstadt Wien eingewiesen. Zu dieser Zeit gab es keine psychiatrischen Medikamente und Elektrotherapie wurde als Behandlung eingesetzt. Sein Zustand verbesserte sich jedoch nicht und ein paar Jahre später, 1936, wurde er mehr als hundert Kilometer entfernt nach Ybbs verlegt, ein Sanatorium weit entfernt von Wien.

Der Zweite Weltkrieg brach im September 1939 aus und Österreich wurde Hitlers Deutschland angegliedert, wo Rassengesetze erlassen und durchgesetzt wurden. Das Ziel des Programms zur Rassenhygiene war es, diejenigen Individuen zu eliminieren, die sie als schädlich oder nutzlos für die Gesellschaft betrachteten. Ende September 1940 bestieg Richard zusammen mit 79 anderen Patienten, die in Ybbs untergebracht waren, einen Bus. Ziel war Schloss Hartheim, das auf dem Land in der Nähe der Stadt Linz lag. Busladungen von Patienten wurden von Anstalten aus verschiedenen Teilen des Deutschen Reiches dorthin gebracht.

Bild
Ein Mann mit rechteckigem Gesicht und vollem Haar, breiter Nase blickt in die Nase. Er trägt ein gestreiftes Hemd
Richard Kinauer, o.J.

Den Patienten wurde nicht gesagt, dass dieser Ort eine Stätte des Vernichtungsprogramms war, das die Nazis Aktion T4 nannten. Die Leichen wurden im Krematorium verbrannt und die Asche in einem nahegelegenen Fluss verstreut. 

Die Wände der Gaskammer sind jetzt von Gedenktafeln umgeben, auf denen auch der Name unseres Großvaters Richard Kinauer steht. Er musste seine Familie aufgeben, verlor seinen Job und konnte seine Familie nicht mehr unterstützen. Er hatte dem Psychiater erzählt, dass er seine Frau und Kinder nach Finnland geschickt hatte, weil sein Leben und seine Gefühle zu schwierig geworden waren. 

Eine weise Entscheidung von ihm, denn sonst würden wir diese Geschichte und sein Schicksal nicht erzählen!! 

Du warst 80 Jahre lang vermisst, aber wir haben dich endlich gefunden. 

Vater und Großvater, du bist in unseren Gedanken. 

Deine Tochter Inge-Maj und deine Enkelkinder mit ihren Familien in Finnland.

Orte der Biografie

Geburtsort: Wien

1010 Wien
Österreich

Weitere Orte: Isokyrö

61500 Isokyrö
Finnland

Weitere Orte: Ybbs

3370 Ybbs
Österreich

Hauptaufenthaltsort: Vaasa

65100 Vaasa
Finnland

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