Dieter Ziegler
aus Berlin
geb.
in
Berlin
gest.
in
Berlin
aus Berlin
geb.
in
Berlin
gest.
in
Berlin
Dieter Ziegler wurde am 6. September 1940 in Berlin geboren.
Seine Mutter war nicht verheiratet. Sein Vater war von Beruf Werkzeugmacher; er kümmerte sich offenbar zu keiner Zeit um den Sohn. Als Dieter im Januar 1943 in die Nervenklinik für Kinder „Wiesengrund“ in Berlin-Reinickendorf aufgenommen wurde, arbeitete seine Mutter dienstverpflichtet in einem Rüstungsbetrieb.
Bereits kurz nach der Geburt war Dieter für einige Wochen in das Waisenhaus in Berlin-Kreuzberg gegeben worden. Es folgte ein Aufenthalt in einem Berliner Säuglingsheim, und Ende 1941 kam er in das Säuglingsheim Marienstift bei Wartha in Niederschlesien. Die Mutter hatte offenbar nur wenig Interesse an dem Kind gezeigt. Immerhin konnte sie bei der Aufnahme in die Nervenklinik „Wiesengrund“ aber angeben, dass Dieter bis zu seiner Überführung nach Schlesien bei ihren Besuchen im Heim ganz gesund und munter gewesen sei. Er habe sich bis zu diesem Zeitpunkt günstig entwickelt.
Gleiches geht auch aus den Unterlagen des Jugendamtes Neukölln hervor, in denen Dieter als mittelkräftiger, gesunder und gut gedeihender Säugling beschrieben wurde.
Erst in einem Bericht des Marienstifts von Ende August 1942 ist die Rede davon, dass Dieter in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung zurückgeblieben sei. Der zweijährige Knabe konnte weder sitzen noch gehen und wurde als „äußerst bösartig“ beschrieben. Das Jugendamt überwies ihn daraufhin in die Nervenklinik „Wiesengrund“ in Berlin-Reinickendorf. Im dortigen Aufnahmebefund wurde Dieter am 22. Januar 1943 so beschrieben: „Sehr elender Allgemeinzustand, körperlich weit hinter dem Alter zurück; kachektischer [körperlich geschwächter] Zustand.“ Im psychischen Befund hieß es: „Greift nicht nach Gegenständen, erwidert wohl gelegentlich den Blick etwas lächelnd, sonst kein weiterer Kontakt möglich.“ Die Diagnose lautete: „Schwere Entwicklungsstörung auf Grund organischer Gehirnschädigung ungeklärter Ätiologie (Ursache).“
In den Pflegeberichten wurde Dieter als „schmächtiges Kerlchen“ beschrieben, das in einem ungepflegten Zustand aus dem Säuglingsheim übernommen worden war. Über etwa sechs Wochen wurde er in der Klinik beobachtet. Schließlich kam der leitende Arzt Ernst Hefter zu dem Schluss, dass es sich bei dem Jungen um einen Fall „unwerten Lebens“ handele, das in der Kinderfachabteilung der Klinik durch Medikamentenvergiftung beendet werden sollte. Nur in einer Hinsicht hatte Dieter noch einen Wert für die Ärzte. Er wurde – wie auch andere Kinder – zu einem reduzierten Pflegesatz als Proband bei der Erprobung einer Tuberkuloseschutzimpfung benutzt und deshalb zunächst von der Tötung zurückgestellt. Infolge der Impfung entwickelte sich in Dieters Oberschenkel ein riesiger Eiterabszess, an dem der völlig abgemagerte Junge in seinen letzten Lebenswochen unsagbar gelitten haben muss. Am 16. August 1943, etwa fünf Monate nach der Impfung, starb Dieter in der Klinik „Wiesengrund“ angeblich an den Folgen von „Masern bei allgemeiner Auszehrung“.
Die Biografie wurde von Thomas Beddies erarbeitet.
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