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Heil- und Pflegeanstalt Teupitz(Asklepios Fachklinikum Teupitz)
Heil- und Pflegeanstalt in Teupitz
Über diesen Ort
Am 2. März 1904 beschloss der brandenburgische Provinziallandtag, den Provinzialausschuss damit zu beauftragen, ein geeignetes Gelände für eine neue Landesirrenanstalt zu finden. Dieser entschied sich für Teupitz im damaligen Landkreis Teltow (heute Dahme-Spreewald). Als ausschlaggebend galt die günstige Infrastruktur: Vom Berliner Görlitzer Bahnhof war der der Anstalt nächst gelegene Bahnhof Teupitz-Groß Köris in nur 50 Minuten zu erreichen. Als Teupitz 1908 eröffnet wurde, bestanden bereits vier Anstalten in Trägerschaft des brandenburgischen Provinziallandtages (Sorau, Eberswalde, Landsberg, Neuruppin). Mit Teupitz wurde auch erstmal eine Anstalt erbaut, von wo aus die als unheilbar krank geltenen Patienten nicht mehr in Verwahranstalten abgeschoben werden sollten, sondern vor Ort verblieben.
Teupitz war vom Architekten Theodor Goecke im Pavillonstil geplant worden, wobei die einzelnen Gebäude in einer parkähnlichen Anlage standen. Körperlich Kranke wurden im Lazarett aufgenommen, ansonsten gab es 16 Pavillons mit Platz für ca. 900 Patienten, die entlang einer Hauptachse nach Männern und Frauen getrennt untergebracht waren. Für Wärter und Ärzte wurden separate Häuser gebaut.1
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik
Im Ersten Weltkrieg diente die Anstalt in Teilen als Lazarett. Die Sterblichkeit unter den Patienten erhöhte sich - wie in fast allen anderen psychiatrische Anstalten ebenfalls. In den 1920er Jahren sollte die Anstalt geschlossen werden; über mehrere Wochen stand sie fast leer. In der Folge wurde das System der Familienpflege und der durch Hermann Simon eingeführten Arbeitstherapie ausgebaut. Teupitz war, wie alle anderen Anstalten, von den starken Budgetkürzungen im Zuge der Weltwirtschaftskrise am Beginn der 1930er Jahre betroffen. Ganze Abteilungen wurden geschlossen und die Verpflegungssätze für Patienten gekürzt.
Bereits zu Beginn der NS-Herrschaft wurden die Patienten auf ihre “Erbgesundheit” hin untersucht und mindestens 1439 von ihnen zwangssterilisiert.2 Im März 1939 waren jüdische Patienten in der Anstalt gemeldet; in welcher Weise sie in die Sonderaktion gegen jüdische Patienten einbezogen wurden bedarf noch weiterer Forschungen.3
Mit der Auslösung der AKtion T4 wurde Teupitz zu einer Zwischenanstalt, in die Patienten verschiedener Anstalten vor ihrer Ermordung gebracht wurden. Den Quellen zufolge wurden in Teupitz 1852 Meldebögen, anhand derer die Gutachter der Aktion T4 über die Ermordung entschieden, ausgefüllt.
1564 Patienten wurden zwischen dem 9.1.1941 und dem 5.8.1941 in die Tötungsanstalt Bernburg verbracht und dort vergast.4 In der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel wurden 245 Patienten umgebracht, die am 01. Januar 1939 in Teupitz waren und 104 weitere, für die Teupitz eine Zwischenanstalt war.5
Ob in der Anstalt Teupitz auch nach dem so genannten Stopp der Aktion T4 im August 1941 und der Verlagerung der Tötungen in die Anstalten selbst systematisch gemordet wurde, muss noch offen bleiben. Erste Forschungen weisen aber darauf hin.6
Im Juli 1942 wurden von Teupitz aus 389 Männer und Frauen in die Zwischenanstalten Weilmünster und Eichberg deportiert, von ihnen waren Ende 1945 noch 32 am Leben.7
Ein Hinweis auf die Art des Umganges mit Patienten mag sein, dass von 155 im Jahr 1945 in Teupitz arbeitenden Gefolgschaftsmitgliedern 108 in der NSDAP und ihren Gliederungen war, was “...mit 70% der höchste Organisationsgrad innerhalb einer brandenburgischen Landesanstalt während der NS-Zeit” war.8
Teupitz im Nationalsozialismus
Zwangssterilisationen und Deportationen
Nach 1945
Im Zuge der Kampfhandlungen im Zusammenhang mit der Schlacht an den Seelower Höhen wurde auch die Anstalt Teupitz in Mitleidenschaft gezogen. Ein Gebäude wurde ganz zerstört, zahlreiche andere beschädigt. Kurzzeitig war ein sowjetisches Lazarett in den Räumen der Anstalt untergebracht. Durch Hunger, Kälte und ungeeignete Unterbringung der Patienten starben bis Ende 1945 397 von ihnen - eine Sterblichkeitsrate von über 70 Prozent.9
Erst um 1948 herum trat eine Verbesserung der Lebenssituation der Patienten ein. In der DDR-Zeit war Teupitz ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie, das 1975 600 Betten für die Versorgung von Patienten der Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus bereit hielt. 1991 wurde das Krankenhaus in Landesträgerschaft übernommen.
2006 wurde die Klinik an den Asklepios-Konzern verkauft.
Gedenken
Im Jahr 2000 wurde im Park der Klinik ein Gedenkstein errichtet; der Entwurf wurde vom Chefarzt der Psychiatrie, Dr. Heinze, gefertigt.
Quellen zur Anstalt im NAtionalsozialismus
Bundesarchiv Berlin - 919 Krankenakten zu Opfern der Aktion T4 aus der Anstalt Teupitz
Fußnoten
- Bis hierher: Kristina Hübener, Wolfgang Rose, Planung und Bau der Heil- und Pflegeanstalt durch Theodor Goecke, in: Landesklinik Teupitz (Hg.), Landesklinik Teupitz. Geschichte-Architektur-Perspektiven, Berlin-Brandenburg 2003, S. 23-45[back...]
- Bis hierher: Kristina Hübener, Wolfgang Rose, Umbauten und Umnutzungen der Landesanstalt 1910-1945, in: Landesklinik Teupitz (Hg.), Landesklinik Teupitz. Geschichte-Architektur-Perspektiven, Berlin-Brandenburg 2003,S. 45-61.[back...]
- Lothar Tyb’l: Nazis und Endnazifizierung in Teupitz – die Schatten des Adolf-Hitler-Platzes, Online Publikation unter http://daten2.verwaltungsportal.de/dateien/seitengenerator/nazis_in_teupitz.pdf, S. 17.[back...]
- Dietmar Schultze, Die Landesanstalt Teupitz als Zwischenanstalt der “Euthanasie”-Anstalt Bernburg 1940-1941, in: Kristina Hübener (Hg.), Brandenburgische Heil- und Pflegeanstalten in der NS-Zeit, Berlin 2002, S. 195-217, hier S. 199. gibt als Datum des ersten Transportes den 4. Februar an, Peter Josef Belli den 9.1.1941.[back...]
- Auskunft der Gedenkstätte Brandenburg/Havel, 15. Januar 2017, Peter Josef Belli, Kommunen und NS-”Euthanasie”. Zwischenbilanz im “Fall Teupitz” sowie Beitrag über eine Einzelfallentscheidung zu § 66 Personenstandsgesetz (PStG), Berlin 2013, S. 17f.[back...]
- Belli, Kommunen und NS-”Euthanasie, S. 28. [back...]
- Georg Lilienthal, Patientinnen und Patienten aus brandenburgischen Heil- und Pflegeanstalten al Opfer der NS-”Euthanasie”-Verbrechen in Hadamar, in: Kristina Hübener (Hg.), Brandenburgische Heil- und Pflegeanstalten in der NS-Zeit, Berlin 2002, S. 303ff.[back...]
- Wolfgang Rose, Brüche und Kontinuitäten. Die Landesanstalt 1945-1964, in: Landesklinik Teupitz (Hg.), Landesklinik Teupitz. Geschichte-Architektur-Perspektiven, Berlin-Brandenburg 2003, S. 81-108, hier S. 87.[back...]
- Wolfgang Rose, Brüche und Kontinuitäten. Die Landesanstalt 1945-1964, in: Landesklinik Teupitz (Hg.), Landesklinik Teupitz. Geschichte-Architektur-Perspektiven, Berlin-Brandenburg 2003, S. 81-108, hier S. 87. [back...]
Standort
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